Telse und Magdalena oder die Frage: „Wie frei ist ein Dithmarscher?“

 

 

 

Auch das zweite Werk, dem Richard Tito sich im Auftrag des Dithmarscher Hauses annahm, sollte das Thema "MARNE" bedienen. Ebenso wie der erste Auftrag "MARN HOL FAST,  im psychedelischen Stil des Pop-Surrealismus gehalten, sollte es das Bild,- mit komplementär zur Wand gewählter Farbwahl, und transparent, offenem Duktus-,  erneut darauf anlegen, manch traditionell geschultes Auge zu irritieren, um gleichzeitig aber dem Betrachter, der bereit wäre,  sich kindlich zu öffnen, ein wenig Kultur nahezubringen.

 

 

 

Offen blieb die Unterordnung des Themas. Dem Künstler wurde Raum zur freien Gestaltung gegeben.

 

 

 

Tito: „Ich habe mich ein paar Monate lang erneut mit dem Thema „Marne“ beschäftigt; es war Winter. Möglicherweise gebe ich dem Betrachter hier ein wenig Seelenfutter mit auf dem Weg…“ ;)

 

 

 

In dieser Fortsetzung des Themas schlägt Tito jedenfalls tiefgründige Tasten an.  

 

Während "Marn hol fast" eher das gesellige Marne, die Heimatidylle, repräsentiert, nimmt der Künstler mit Telse und Magdalena oder die Frage: „Wie frei ist ein Dithmarscher?““ einen nicht ganz so gemütlichen Aspekt des kollektiven Dithmarscher Daseins auf und lässt sich auf eine Auseinandersetzung mit der Historie seiner Heimat ein.

 

 

 

Tito: "Wahr di Garde de Buer de kummt!" hallt vielleicht noch als Ur-Schlachtruf in den Dithmarscher Genen, wer weiß das schon...

 

Skeptisch und zögernd betrachten die beiden DITHMARSCHER BAUERNJUNGS die Szenerie. Wie surreal auch muss einem zehnjährigen Dithmarscher der heutigen Zeit eine Schlacht anmuten und wie ambivalent erst muss seine innerliche Reaktion  im Angesicht des täglichen medialen Weltuntergangs der Risikogesellschaft ausfallen? – Gleich spielen die beiden wieder Fußball! Ich weiß es! Und besser ist das!“

 

 

 

Telse Kampen von Hochwöhrden, auch TELSE VAN KAMPEN genannt, steht repräsentativ für den Freiheitskampf der Dithmarscher. Man stelle sich einmal vor, 300 Jahre lang konnte sich die Bauernrepublik gegenüber Okkupierungsversuchen der umliegenden Fürsten- und Königshäuser verteidigen und in sagenumwobenen Schlachten seine Unabhängigkeit bewahren! In der berühmten Schlacht bei Hemmingstedt des Jahres 1500 soll Telse, Jeanne d´Arc - gleich, die Dithmarscher Bauern angeführt haben. Wunderbar dargestellt in einem Gemälde von Max Koch aus dem Jahr 1910, dessen Tito sich hier bediente.

 

 

 

Tito: „Telse soll vor der Schlacht gelobt haben ins Kloster zu gehen, sollte den Dithmarschern der Sieg beschieden sein. Wahrscheinlich war das für eine Frau der damaligen Zeit die beste Wahl, um etwas freier leben zu können.

 

300 Jahre Unabhängigkeit, Treue und der Glaube an übernatürliche Kräfte…, möglicherweise  haben solche Dinge uns Dithmarscher nachhaltig geprägt!“

 

 

 

Im Bild bedient sich Telse der Kraft des LÖWEn. Tatsächlich findet man diesen Löwen auf dem Vorplatz von KIRCHE und RATHAUS. Er gehört dort zu einem Ehrenmal, welches Gefallenen der deutsch-französischen Kriege von 1870/71 gedenkt.

 

 

 

Maria MAGDALENA, fundamental verbundene Namensgeberin der Marner KIRCHE, steht im Mittelpunkt des Bildes. Alle anderen Figuren scheinen, ob ihrer Gegenwart, fragend inne zu halten. Wie nur wird sie sich entscheiden?

 

 

 

Gerade für die Marner, die KRÄHEn in der Nähe ihres Anwesens wissen, hat dieser Rabenvogel keinen guten Ruf, zu laut und krächzend mag er wohl sein Dasein kommentieren. Dabei ist dieser Vogel eine bedeutende mythologische Figur, ihm wurde und wird noch heute in verschiedenen Religionen und Kulturen symbolische Kraft zugeschrieben.

 

 

 

Tito: „In meinem Bild sollte die Krähe ursprünglich als Botin des Schicksals fungieren, sie zeigt sich jedoch, wie die anderen Beobachter im Bild, voller Neugier…, was ausdrückt, Dein Schicksal liegt allein in Deinen Händen!“